Freitag, der 13.: Die Kunst des Scheiterns

Freitag, der 13.: Die Kunst des Scheiterns

Im Juli haben wir unser siebenjähriges Bestehen gefeiert. Sieben Jahre HÄNG, DÄCKE & Co., sieben Jahre New Work, sieben Jahre Scheitern und weitermachen.

Wait what? Richtig gelesen: Scheitern. Fehler machen, hinfallen, Dinge so richtig vermasseln - das alles gehört zum Gründen dazu. Es ist eben nicht immer alles eitel Sonnenschein in der Start-up-Szene. Auch wir hatten Rückschläge, auch bei uns sind Dinge schiefgelaufen. Unser siebenjähriges Bestehen war deshalb absolut nicht selbstverständlich. Leider reden viel zu wenig Gründer:innen darüber. Das wollen wir hier ändern!

Bei vielen Dingen ist es letzten Endes oft eine Frage des Mindsets. Hinfallen kann jede:r. Weitermachen aber eben (meistens) auch. Und darauf kommt es unserer Meinung nach an.

Was ist Scheitern überhaupt?

Das Wort “Scheitern” kommt aus dem 16. Jahrhundert. Damals bedeutet “zuscheitern” etwa so viel wie “in Stücke zerbrechen”. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen dramatisch - aber manchmal fühlt es sich doch genau so an, oder? Scheitern ist deshalb vor allem eins: ein subjektives Gefühl. Glaubst du nicht? Ein Gedankenexperiment:

Du bist ein:e Student:in der Mathematik. Für deine finale Prüfung bereitest du dich wochenlang vor, übst, lernst, rechnest Probeaufgaben. Deine Noten sind immer gut, du hattest noch nie eine 3 oder 4. Am Tag der Prüfung bist du aber trotzdem mega aufgeregt und vergisst prompt die Hälfte. Am Ende kassierst du eine glatte 4. Bist du gescheitert?

Die Student:in würde wohl eindeutig "Ja" antworten. Wenn du nie schlechte Noten geschrieben hast, dich total vorbereitet hast und am Ende doch nur ein "ausreichendes" Ergebnis dabei herauskommt, ist das super enttäuschend.

Würde man Studierende fragen, die dieselbe Prüfung geschrieben, aber mit einer 5 durchgefallen sind, würden sie das Ergebnis ihrer:s Kommiliton:in wohl eher nicht als Scheitern einstufen. Immerhin hat er:sie bestanden!

Scheitern ist der Umgang mit Enttäuschungen

Scheitern ist also vor allem, wie wir damit umgehen. Und ‘damit’ meint: Mit dem Kapitalismus, dem Selbstoptimierungsdruck, den eigenen Erwartungen und Zielen, den gesellschaftlichen Erwartungen.

Wir glauben: Scheitern und auf die Nase fallen gehören dazu, privat wie beruflich. Wir versuchen aber, aus jedem Hinfallen etwas zu lernen, um dem Scheitern wenigstens ein bisschen was Positives abzugewinnen. 

Wie scheitern Start-ups - und wie scheitern sie nicht?

Eine große Hürde beim Gründen war für uns der rechtliche Teil. Behörden, Gesellschaftsformen, Formulare, Gesetze. Das kann alles ganz schön verwirrend sein. Einiges ist so angelegt, dass man ein Hochschulstudium bräuchte, um es zu verstehen (oder vielleicht trotz eines Uniabschlusses nicht durchsteigt). Ist das schon Scheitern? Jain. Mal ein falsches Kreuzchen auf der Steuererklärung ist noch lange kein Weltuntergang, kann aber unter Umständen richtig Geld kosten. Am Ende haben wir uns eingestanden, dass es Dinge gibt, die wir besser können als Behördenkram. Deshalb haben wir das jetzt an Profis ausgelagert. Warum, erzählen wir gleich. Aber erst mal weiter im Text: Woran scheitern Start-ups denn noch?

Die meisten Start-ups scheitern tatsächlich an ganz anderen Problemen. Sie haben eine tolle Idee, aber die Nachfrage ist einfach nicht gegeben. Und dann geht einem irgendwann das Geld aus - übrigens Punkt zwei auf der Liste der häufigsten Gründe, warum Start-ups scheitern.

Ein Start-up ist keine dauerhafte One-Man-Show

Last but not least ist das Team entscheidend für das (Nicht-)Überleben eines Start-ups. Eine Analyse von CB Insights hat ergeben, dass beinahe jede vierte Start-up-Pleite auf Inkonsistenzen im Team zurückzuführen ist 😲 Noch schlimmer ist es, wenn es gar kein Team gibt - sondern das Start-up aus nur einer Person besteht.

Tobi&Vincent HÄNG Outdoors Gründer

Eine Lektion, die wir auch erst lernen mussten. Als Tobi 2014 HÄNG gegründet hat, hat er das allein gemacht. Irgendwann war HÄNG aber so groß geworden, dass er die Aufgaben nicht mehr allein gewuppt bekommen hat. Aufhören wollte er aber auch nicht. Deshalb hat er sich Ende 2017 Verstärkung gesucht. Und inzwischen sind wir ein 11-köpfiges Team.


Unsere persönliche Scheiterstory? Kurz nachdem Vincent bei HÄNG eingestiegen ist, flatterte ein Brief vom Finanzamt ins Haus. Drin stand: Nachzahlung! Durch einen Verwaltungsfehler war HÄNG eine Weile nicht angemeldet. Als das auffiel, wurden alle Zahlungen auf einen Schlag nachgefordert. Statt ein wachsendes Start-up - das Tobi Vincent versprochen hatte - war HÄNG plötzlich pleite. Und die beiden standen vor der Frage: Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Vier Jahre später geht dieser Blogbeitrag online, also ist die Antwort klar 😉 Tobi und Vincent haben sich fürs Weitermachen entschieden und sich irgendwie durchgebissen. Ein Glück - sonst hätten sie Dinge wie die DÄCKE oder den BÄG nie entwickeln können.

Aber: Es hätte auch gut passieren können, dass sich HÄNG nicht erholt. Dann gäbe es uns heute einfach nicht mehr, wie viele andere, tolle Start-ups. Und dann wäre das zwar irrsinnig schade gewesen - aber wir hätten was draus gelernt und weitergemacht. Du auch?
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