Wie geht's dem deutschen Wald?

Wie geht's dem deutschen Wald?

Ein Gespräch mit Michelle Sundermann vom Landesforstamt Hessen

von Tanita Steckel

Foto: Privat

Ohne Bäume kein Schwingen in der freien Natur. Aber: Welche Bäume gibt’s überhaupt in Deutschland? Und wie geht es denen?

Die studierte Forstwissenschaftlerin und Pressesprecherin des Landesforstamts Hessen, Michelle Sundermann, stand uns dafür Rede und Antwort.  Los geht’s heute mit Teil 1 unseres super spannenden Gespräches. 


Frau Sundermann, welche Wälder überwiegen in Deutschland?

Mehr als 85 % des hessischen Waldes sind Mischwald mit unterschiedlichen Baumartenanteilen. HessenForst fördert seit vielen Jahren erfolgreich Mischwälder.

Und welche Vor- und Nachteile hat das?

Mischwälder sind stabil und ertragreich zugleich. Außerdem bieten sie viele ökologische Nischen und sind deshalb artenreich. Zwar sind Pflege und Holzernte aufwendiger und damit teurer als gleichaltrige Reinbestände. Dafür sind sie aber auch weniger gefährdet durch Trockenheit, Sturm, Feuer oder Schadorganismen. Darüber hinaus ist der Holzzuwachs bei passender Mischung und gezielter Pflege höher. 

Mischwälder binden pro Hektar und Jahr mehr als 10 t CO2. Die Mischung senkt die Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt. Noch dazu sind sie optisch ansprechend und bereichern das Landschaftsbild.

Welche Waldarten sind denn wofür besonders anfällig?

Grundsätzlich sind Reinbestände anfälliger gegen biotische Schäden und abiotische Schäden. Dieses Phänomen wird oft dadurch verstärkt, dass viele Reinbestände gleichaltrig sind.

Sturmereignisse mit extremen Windstärken, langanhaltende Dürreperioden, sowie extreme Sommertemperaturen setzen den meisten der bei uns vorkommenden Baumarten zu.

Schäden durch Insekten oder Pilze treten in der Regel an bestimmten Wirtsarten auf. Die Widerstandskraft der Bäume gegen Schädlinge ist umso größer, je vitaler sie sind. Die Vitalität wiederum steht in engem Zusammenhang zu Umweltfaktoren. Leidet z.B. eine Fichte unter Wassermangel, so kann sie weniger Harz zur Abwehr von Borkenkäfern produzieren und freisetzen.

Und wie steht es um den hessischen Wald? Das sind ja vorwiegend Mischwälder...

Der Wald zeigt sich gegenwärtig an vielen Orten Hessens in einem schlechten Zustand.

Die Jahre 2018, 2019 und 2020 waren geprägt durch Witterungsextreme. Stürme, Dürrephasen in den Vegetationsperioden und Sommertemperaturen bis 40° C schadeten den meisten Bäumen und begünstigten außerdem die Massenvermehrung von Insekten.

Aktuell müssen wir den schlechtesten Gesundheitszustand seit 1984 verzeichnen. Der Waldzustand wird seit 1984 jährlich dokumentiert und veröffentlicht. Die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichts zeigen das Ausmaß der Schäden.  

 

Wir danken Frau Sundermann, dass sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen hat. Nächsten Freitag, 22.01.21, folgt der 2. Teil des Interviews.